von Beate Hofmann
Es sind die härtesten Stunden dieser arktischen Nacht, als sich Gunnar Kaasen blind auf sein Team verlässt und nur noch an den Griff des Hundeschlittens klammert, um dem Sturm zu trotzen und anzukommen. Was ihn aufrecht hält, ist der Gedanke an die Kinder und an die Menschen in Nome, deren Leben von der kostbaren Fracht abhängt, die in Felle gehüllt auf seinem Schlitten festgezurrt ist.
Wochenlang tobt im Januar 1925 der Schneesturm über Alaska. Temperaturen unter minus vierzig Grad machen den kälteerprobten Nordländern das Leben schwer. Und ausgerechnet da bricht in Nome die Diphterie aus. Das dringend benötigte Antitoxin kann weder mit dem Flugzeug, noch mit dem Schiff oder der Bahn transportiert werden. Und die Zeit drängt. Zehntausend Menschen leben damals in dieser Region am Polarkreis. Viele von ihnen sind indigener Abstammung und besonders von dem tödlichen Virus bedroht. Es scheint aussichtslos, die Medizin nach Nome zu bringen.
Was tun? Könnte man auf Hundeschlitten zurückgreifen? Doch wer würde die Strapazen einer über tausend Kilometer langen Fahrt durch die eisige Wildnis bei den Wetterverhältnissen auf sich nehmen? Wer könnte bei minus 35 Grad stundenlang auf dem Schlitten stehen, die Hunde lenken und dem Sturm trotzen? Zwanzig Musher, erfahrene Männer mit starken Hunden, melden sich. In kürzester Zeit wird eine Staffel zusammengestellt, die sich Etappe für Etappe durch die Polarregion kämpft. Etliche Hunde sterben an Überanstrengung, viele der Männer erleiden in der eisigen Kälte Erfrierungen, doch keiner gibt auf. Niemand verliert die Motivation weiterzufahren. Jede Minute zählt für die bedrohten Menschen in Nome. 127 Stunden, nachdem die kostbare Fracht auf den ersten Hundeschlitten verladen wurde, kommt Gunnar Kaasen im Morgengrauen des zweiten Februar 1925 in Nome an. Das Medikament ist unversehrt und es reicht, um die erste Welle der Epidemie einzudämmen. Die Kinder von Nome und unzählige Menschen sind gerettet.
Eine unfassbare Leistung! Kein sportlicher Wettkampf kann die unbändige Kraft freisetzen, die Sinn und gelebte Werte uns schenken. Die Männer auf dem „Serum-Run“ hatten ein inneres, ein überzeugendes WOFÜR, was ihnen half, allen Widrigkeiten zu trotzen und ihre Stärken punktgenau einzusetzen.
Dieses WOFÜR ist eine Kombination aus dem, was einem zutiefst am Herzen liegt und dem Aspekt, seine Begabungen punktgenau am richtigen Platz einbringen zu können. Sinn-Erleben strahlt in alle Bereiche hinein. Es hilft uns, seelisch robuster mit Krisen umzugehen und ermöglicht es, Misserfolge zu überwinden, um hoffend wieder aufzustehen. Diesen Sinn, diese innere Kraft, wissend, wofür wir uns einsetzen und was unsere ureigenste Aufgabe im Zusammenspiel mit anderen ist, ihn gilt es vor allem in der Welt der Banken, Geldinstitute und der Wirtschaft zu entwickeln.
Als ich im Frühjahr 2021 das Panel ‘Geldbildung, Werte & Sinn‘ auf dem Leipziger Finanzforum moderierte, habe ich Menschen erlebt, die ihre Wissenschaftlichkeit, ihr unternehmerisches Denken, vor allem aber ihre Menschlichkeit in den Dienst einer visionären Neugestaltung stellen. Und ich bin davon überzeugt, dass wir uns jetzt in den Tagen am Ende des alten und zu Beginn des neuen Jahres, angeregt von der zentralen Weihnachtsbotschaft, persönlich die Frage stellen müssen: Was ist der Fixstern in meinem Leben? Wonach richte ich mein (Arbeits)Leben aus? Welche Werte sollen mich leiten und was bedeutet das dann für meine Entscheidungen und den nächsten Schritt? Denn Werte, die nicht gelebt werden, sind wert-los!
Wer dagegen seine Werte kennt und danach lebt, gewinnt eine Kraft, mit der er die Welt gestalten und wandeln kann. Von Benedikt von Nursia, der seit 1500 Jahren als spirituelle Führungskraft Menschen fasziniert, heißt es: er lehrte, indem er lebte. Es kommt darauf an, dass jede und jeder von uns lebt, wofür wir brennen. Leuchtkraft entwickeln weit über Weihnachten hinaus, Mensch sein inmitten aller Professionalität und einen Beitrag zum großen Ganzen zu leisten, das ist es, was wir beitragen können.
Werte, die nicht gelebt werden, sind wert-los! Wer dagegen seine Werte kennt und danach lebt, gewinnt eine Kraft, mit der er die Welt gestalten und wandeln kann.
Beate Hofmann
Wenn ich Menschen im Coaching oder im Kloster bei der (Neu)Bestimmung ihrer Werte begleite, dann erlebe ich dieses Leuchten und eine innere Aufrichtung hautnah mit. Denn ein Mensch, der sich entscheidet, seinen Werten entsprechend zu leben, erlebt zugleich einen Zuwachs an Sinn-Gewinn – aus meiner Perspektive die nachhaltigste Gewinnmaximierung, die es zu erreichen gilt.
Lassen Sie uns gemeinsam eine Verschwörung der Hoffenden bilden! Die Beiträge der MONDAYS FOR ECONOMY LUNCH & LEARN’s sind es, die Sie dabei unterstützen werden.
In herzlicher Verbundenheit und mit besten Wünschen für ein Wert-volles 2022.
Menschen zu stärken und den sinnorientierten Wandel in Unternehmen zu unterstützen, ist die Passion von Beate Hofmann. Als Autorin, Seelsorgerin und Rednerin ermutigt sie Menschen Verantwortung für ihr (Berufs)Leben zu übernehmen. www.hopeandsoul.com
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