Aus dem Nähkästchen geplaudert: ‘Internes’ sichtbar gemacht, um zum eigenen, mutigen Handeln anzuregen
Um ehrlich zu sein, entstand das Leipziger Finanzforum nur aus zwei Gründen:
1. der Osten (die neuen Bundesländer) fehlte bei den Mitgliedern des Sustainable Finance Beirates der 19. Legislatur
2. die Perspektive der KMU fehlte in jenem Beirat ebenso
Den ersten Punkt sprach ich wiederholt an. Persönlich beim Bundesfinanzminister Olaf Scholz, bei ostdeutschen Wirtschaftsministern, bei Landes- und Bundespolitikern nahezu aller Parteien, bei Mitgliedern des Beirates. Schulterzucken, Versprechen, Überraschung… Die Reaktionen waren vielfältig, vor allem hörte ich, dass man sich für Experten entschieden habe, die das Thema seit Jahren treiben. => Learning: Man muss ExpertInnen auch aus Ost sichtbar machen – nur Wie?
Anfang Januar 2021 zeigte sich eine Möglichkeit – eine Satellitenveranstaltung in Sachsen im Rahmen des GLS Geldgipfels am 30.4. – und so ich ging in die Offensive. Yvonne Zwick, eine der renommiertesten Expertinnen zu Sustainable Finance in Deutschland, holte ich ins Boot. Sie war gerade Vorsitzende des B.A.U.M. e.V. geworden und damit Vertreterin eines nachhaltigen Unternehmensverbandes – also perfekt für das Thema.
Letztendlich wurde es nicht Dresden, sondern Leipzig, nicht die Commerzbank, sondern die Alte Börse – und aus einem Satelliten-Workshop im Rahmen des Geldgipfels der GLS Gruppe wurde ein eigenes Format, nämlich das Leipziger Finanzforum. Marco Wanderwitz als Ostbeauftragter der Bundesregierung konnte ich tatsächlich gewinnen und auch Dr. Katrin Leonhardt bereicherte unser Panel.
Warum ‘konservativ’ und nicht ‘grün’?! Manch einer unterstellte mir hier beim KickOff des Leipziger Finanzforums tatsächlich ‘Greenwashing’… das Gegenteil ist der Fall und im Prinzip ist das auch ganz einfach erklärt: im Juli 2017 wurde ich auf einem Panel zu Sustainable Finance, auf dem ich gemeinsam mit den beiden Bündnisgrünen Silke Stremlau (jetzt GF Sustainable Finance Beirat) und Udo Philipp (jetzt Staatssekretär im BMWK) saß, gefragt, was ich mir im Superwahljahr von der Politik zu Sustainable Finance wünsche? Meine Antwort in etwa: ‘Von Politik habe ich keine Ahnung – doch, wenn ich mir etwas wünschen darf, dann, dass die Parteien in dem so wichtigen Thema nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten!’
Im Nachgang ließ mich meine Antwort nicht mehr los: Wenn mir das Miteinander der Parteien in der Sustainable Finance Debatte ein Anliegen ist, dann muss ich selbst in eine Partei eintreten, Politik verstehen und parteiübergreifend das Thema gestalten. Ein sharing membership – Modell wäre mir das liebste gewesen – gibt es leider nicht, und so fiel die Wahl auf die FDP. Nicht immer einfach, doch im Herzen bin ich eine Sozial-Liberale mit christlichen Werten, der die Schöpfung am Herzen liegt – und so fühle ich mich in der FDP mit meinem Spezialthema mehr und mehr wohl und finde gute Anknüpfungspunkte zu den meisten anderen Parteien.
Mit KickOff des Leipziger Finanzforums am 30. April 2021 machte ich 3 potentielle Beirats-Mitglieder mit ihrer Expertise sichtbar:
Dr. Katrin Leonhardt von der Sächsischen Aufbaubank – Förderbank – mit dem Fokus KMU & Förderpolitik. Sie war gemeinsam mit Wiebke Merbeth von BayernInvest und Frank Pierschel von der BaFin auf unserem Eröffnungspanel ‘Sustainable Finance Standortbestimmung‘.
Prof. Dr. Dr. Stefan Brunnhuber, Vollmitglied im Club of Rome – der mir seit Jahren, speziell auch mit dem Club of Rome Report ‘Geld & Nachhaltigkeit‘ als Experte zu neuen Geldschöpfungs-Ansätzen bekannt ist, mit einem Impuls zu ‘Financing Sustainability‘ und seiner Panelteilnahme bei ‘Geld, Werte, Sinn‘.
Cornelia Jahnel, Landesvorsitzende des VdU – Verband Deutscher Unternehmerinnen e.V., als Gastgeberin des Breakout-Raumes ‘Female Entrepreneurs & Investors‘.
Alle drei habe ich vorher gefragt, ob sie sich vorstellen könnten, im Sustainable Finance Beirat mitzuwirken – und dass ich alles versuchen werde, dass sie in jenen aufgenommen werden…. Gefühlt habe ich jeden gefragt, möglicherweise genervt, vor allem wohl ‘Lobby-Arbeit’ gemacht. Ende Juni 2021 bat ich Christian Lindner um Unterstützung – worauf ich mit Florian Toncar vernetzt wurde, mit dem ich am 8. Juli telefonierte und ihm eine Liste mit möglichen KandidatInnen aus den Neuen Ländern schickte.
„Der neu zusammen gesetzte Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung hat kürzlich seine Arbeit aufgenommen. Wir haben, so glaube ich, eine gute Mischung zwischen erfahrenen ExpertInnen aus dem alten Beirat und neuen Mitgliedern, die ganz andere Perspektiven und praktische Erfahrungen aus verschiedenen Bereichen einbringen. Besonders freue ich mich, dass wir mit Dr. Katrin Leonhardt und Cornelia Jahnel zwei sehr erfahrene Unternehmerinnen und Finanzfachfrauen aus den ostdeutschen Bundesländern mit an Bord haben, denen besonders die Relevanz einer nachhaltigen Finanzwirtschaft für den Mittelstand am Herzen liegt. Die sozial-ökologische Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft wird vieles verändern und muss die Menschen mitnehmen.“
Silke Stremlau
Glückwunsch auch von meiner Seite an alle drei – und ein gutes Arbeiten im Beirat!! (Anm. es sind in diesem Beirat noch mehr KMU-Vertreter, auch B.A.U.M. e.V. ist ständiges beobachtendes Mitglied) – Und Glückwunsch auch dem Leipziger Finanzforum, die Idee ist aufgegangen – Dank klarer Mission, Vision – und tiefem Commitment an die Sache. Dank an alle, die das Agile mitgegangen sind. Das war sicher manchmal herausfordernd.
Ach ja: eine Frage, die ich in den letzten Monaten häufiger hörte, will ich noch beantworten. Warum ich nicht im Beirat sei…. Ganz einfach: Ich bin eine Gestalterin, will ‘einfach machen’ und Wirkung erzielen. Gremiumsarbeit passt dazu nicht – das Testlab schon eher. Bereits 2019 schlug mich Benjamin Hoff (Die Linke, Thüringen) dem BMF, damals noch SPD-geführt, vor. Ich lehnte dankend ab….
Ohne wirklich Ahnung von ‘Lobbyismus’ zu haben, glaube ich, dass diese Aufrichtigkeit und Beharrlichkeit, Lösungen finden zu wollen, die dem Gemeinwohl dienen, letztendlich zum Erfolg führen. Auch wenn der Weg gerade für Pioniere steinig ist, so lohnt er sich doch zu gehen… also: NUR MUT & EINFACH MACHEN. Es braucht mehr GestalterInnen einer guten Zukunft: Wenn es etwas gibt, das Sie wirklich stört, dann finden Sie einen Lösungsweg, denn für jedes Problem gibt es mit Sicherheit mindestens eine Lösung!!
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